Was haben Deine Kinder mit Dir gemacht?

Dagmar

31. August 2022

meine-Kinder

Ein alter Freund stellte mir diese Frage: Was haben Deine Kinder mit Dir gemacht? Wie haben sie Dein Leben verändert? ich dachte: endlich fragt mal einer! Und dann sprudelte es aus mir heraus.


„Sie haben mich nach innen geworfen. Sie haben mich Kraftquellen finden lassen, von denen ich noch nichts wusste. Sie haben mich unendlich verwundbar gemacht und sehr stark. Sie haben mir die Illusion geraubt, ich könnte niemals lieben. Nun muss ich lieben. ich darf lieben. Und gehe damit das volle Risiko ein. Jede Sekunde. Und mir schlottern vor Angst die Knie.
Ausserdem durfte ich mit ihnen heilen, lachen, mich wundern. Jeden Tag, seit fast siebzehn Jahren, essen sie, was ich koche, schlafen in Betten, die ich schüttle und wasche, trinken aus meinen Wasserhähnen und verlassen sich auf mein Herz. Manchmal ist das so viel, dass ich sehr müde bin. Und es ist so viel, dass ich vor Dankbarkeit platze. Und hier ist das Risiko der Arroganz am grössten: ich will, dass jeder kriegstreibende Despot Klos putzt, fiebrige Kinder hält, verkotzte Handtücher mit den fingern reinpult, bis sie in die Waschmachine gehen. Ich will, dass er da sitzt, mit zwei Leben auf den Knien, die so total auf seine Hände, seinen Verstand, sein Mitgefühl angewiesen sind, dass es kein Entrinnen gibt. Nachts nicht und tags nicht, um 2h nicht um 4h nicht um 18h nicht. Ich will, dass er einen Kindernacken in der Abendsonne sieht und ihm der Atem wegbleibt, weil dieser eine Blick alle Verletzlichkeit der Welt auf sich liegen hat, und einem die Brust zerdrückt wie ein ganzer Betonbunker, der mit einem mal darauf lastet. Ich will, dass er Atem holen muss, in diesem Moment. Wo die Liebe ihm das Herz aufschneidet, tiefer, als er es je für möglich gehalten hat. Vielleicht wäre dann mehr Frieden auf der Welt.“

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